Hobbysportler ist immer noch der beste Schweizer

Zeitungsbericht aus der AZ (Solothurner Zeitung) – 18.02.2016

Ohne Vorbereitung zum Titelgewinn: Christian Bösiger wird zum fünften Mal Schweizer Meister im Badminton. Für ihn ist auch die fünfte SM-Goldmedaille immer noch etwas ganz Besonderes.

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Christian Bösiger hat es noch einmal allen gezeigt: Vier Jahre nach seinem letzten Titelgewinn wurde der 31-Jährige im neuenburgischen Couvet zum fünften mal Schweizer Meister im Badminton. Für den Hägendörfer war es insgesamt bereits die zwölfte Goldmedaille an nationalen Titelwettkämpfen, zwischen 2005 und 2012 holte er im Doppel nicht weniger als sieben Titel.

«Wenn ich keine Chance auf den Sieg gesehen hätte, wäre ich gar nicht angetreten», sagt Bösiger über seine Teilnahme. Dass ihm in Couvet schliesslich kein anderer Schweizer das Wasser reichen konnte, verdanke er seiner Routine, so der Altmeister: «Ich bin einige Jahre älter als die meisten Gegner und deshalb auch viel erfahrener. Das half mir in heiklen Situationen auf jeden Fall.» Von diesen gab es während der Schweizer Meisterschaft indes nur wenige. Bösiger musste auf dem Weg zu seinem fünften Einzel-Titel nur zwei Sätze abgeben.

In der dritten Runde lag er mit 0:1 nach Sätzen zurück, bewies aber den längeren Atem und drehte die Partie noch. Den zweiten Satzverlust musste Bösiger im Halbfinal gegen Gilles Tripet einstecken. Er wusste auf den Satzausgleich des Westschweizers eine Antwort und holte sich den entscheidenden dritten Durchgang deutlich mit 21:11. In den übrigen Spielen setzte sich Bösiger jeweils diskussionslos durch. Auch das Finale gegen Christian Kirchmayr wurde zur klaren Angelegenheit für den Hägendörfer: 21:12 und 21:16.

Bösiger trainiert einmal pro Woche

Bösigers Triumph überrascht dennoch: Der Olympiateilnehmer von 2008 in China hat sich bereits vor längerer Zeit vom Spitzensport zurückgezogen. Der Wirtschaftsinformatiker fokussierte sich in den letzten Jahren auf seine berufliche Karriere und trainierte lediglich einmal pro Woche. «Der Sport ist mittlerweile nur noch ein Ausgleich für mich», sagt Bösiger. «Dass es ohne grosse Vorbereitung zum Titelgewinn gereicht hat, ist schon speziell.

Früher habe ich unzählige Stunden aufgewendet und es hat teilweise doch nicht geklappt mit dem Titel.» So sei denn auch die fünfte SM-Goldmedaille immer noch etwas ganz Besonderes. Allerdings habe er sich früher mehr gefreut über die Erfolge, fügt Bösiger an: «Es war zwar ein tolles und erfolgreiches Wochenende in Couvet, doch am Montag bin ich genau gleich zur Arbeit gegangen. Früher hätte ich noch freigenommen.»

Nicht nur solo läufts aktuell rund, auch in der Interclub-NLA reitet Bösiger mit dem BC Uzwil auf einer Erfolgswelle. Die Chancen stehen gut, dass er den Titel in der NLA mit den St. Gallern verteidigen kann. Das Engagement beim BC Uzwil ist denn auch die Grundlage für die Erfolge an der Einzel-SM: «Obwohl ich nicht mehr so oft trainiere, bleibe ich dank den vielen NLA-Spielen auf hohem Niveau trotzdem im Rhythmus.»

Bösiger, dessen Stammverein der BC Olten ist, absolviert erst seine zweite Saison beim BC Uzwil. Zwischen 2007 und 2014 spielte er für das Team Solothurn, mit dem er 2011 den Titel in der NLA gewann. Drei Jahre später, am Ende der Saison 2013/14 zog sich das Team Solothurn aus finanziellen Gründen aus der NLA zurück. Bösiger war nur noch während der ersten Saisonhälfte dabei, im Februar 2014 musste er sich an der Achillessehne operieren lassen.

Deshalb verpasste er im gleichen Jahr auch die Schweizer Meisterschaft. 2015 war er trotzdem gleich wieder als Nummer 1 gesetzt, zum Sieg reichte es (noch) nicht. Nun ist der fünfte Titel Tatsache. Und der letzte soll es nicht gewesen sein: «Objektiv betrachtet wäre es schade, aufzuhören, solange mich die jungen Schweizer noch nicht schlagen.» Einen Entscheid wird er erst in zwei, drei Monaten fällen. Sein Alter sieht Bösiger jedenfalls nicht als Grund für einen Rücktritt: «Beim BC Uzwil spiele ich mit 40-Jährigen zusammen, das ist beruhigend für mich.»

Beim BC Olten im Training sogar manchmal mit bald 50-Jährigen… 😉